Erklärung der Stiftung Zukunft Berlin zum Vandalismus an der „Großen Granitschale“ im Berliner Lustgarten vor dem Alten Museum
Die Verschandelung der „Großen Granitschale“ im Lustgarten vor dem Schinkelschen Alten Museum in der Nacht vom 23. auf den 24. Oktober hat ein bedeutendes Zeugnis von kunstsinniger Architektur und Technik, das den Eingang zum UNESCO-Weltkulturerbe der „Museumsinsel“ bildet und zwei Weltkriege überstanden hat, aufs schwerste beschädigt. Bei allem Verständnis für die Belastungen, denen – nicht nur - die Jugend durch die Einschränkungen infolge der Coronakrise unterliegt, ist dies eine Mahnung dafür, dass es kein „Weiter so“ in der Stadt geben darf. Der Vorgang reiht sich ein in eine Reihe von Angriffen auf Kultur-einrichtungen der Bundeshauptstadt. Nur vermutet werden kann, ob es dabei nicht nur um jugendlichen Übermut, sondern auch um einen Angriff auf die symbolische Bedeutung von Orten geht.
Der sinnlose Angriff auf das kulturelle Erbe der Stadt ist – dies hat der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Professor Helmut Parzinger – zu recht betont, ist erbärmlich und aufs Höchste abstoßend. Zu bedauern ist, dass Senat und Bezirk Mitte, in deren Eigentum das Baudenkmal steht, sich nicht umgehend mit derselben Deutlichkeit geäußert haben.
Das Geschehen dieser Nacht weist zugleich exemplarisch auf eine ganze Reihe von generellen Problemen Berlins hin. Bereits notorisch wirkt die allgemeine Vernachlässigung der Stadt – nicht nur durch Schmierereien – die mehr oder minder schulterzuckend, wenn nicht gar als zum besonderen Flair der Stadt gehörend, hingenommen wird. Zahlreich sind üble Beispiele für den fehlenden Respekt vor dem kulturellen und historischen Erbe Berlins, das wichtig für die Identität der Stadt und ihrer Bewohner ist. Besonders verachtenswert ist, wenn dies Mahnmale betrifft. Dazuhin verkommen historische Orte der Stadt, auch ohne, dass sie unmittelbar Schaden nehmen, als Kulisse für die Ereignisgesellschaft.
Senat und Bezirke unternehmen nicht genug zu Schutz und Pflege dieser Orte. Es geht dabei nicht lediglich um Schwächen von Verwaltung und Ordnungskräften. Gefordert sind vor allem die Politik von Senat und Bezirken.
Das Ereignis muss Anlass geben für ein grundsätzliches Nachdenken über die Verfasstheit Berlins und künftiges bürgerschaftliches und politisches Engagement für die Stadt. Zuallererst aber darf der Raum um das Humboldt-Forum - das historische Herz der Stadt, wo der Angriff geschah - nicht länger sich selbst überlassen bleiben. Die „Stiftung Zukunft Berlin“ hat hierzu Vorschläge gemacht, die auf ihre Umsetzung warten.
Dr. Christine Bergmann
Wibke Behrens
Dr. Claus-Peter Clostermeyer
Hella Dunger-Löper
Dr. Manfred Gentz
Dr. Birgit Grundmann
Dr. Volker Hassemer
Prof. Wolf-Dieter Heilmeyer
Prof. Urs Kohlbrenner
Bernhard Schneider
Prof. Jürgen Zöllner