Bericht Runder Tisch Wohnen am 25. Juni 2025

Wie wirksam ist der Milieuschutz als Instrument gegen Verdrängung? Wo liegen die Grenzen seiner Anwendungspraxis? Und wie lassen sich soziale, rechtliche und ökologische Anforderungen miteinander verbinden?

Diese Fragen standen im Zentrum des jüngsten Runden Tisches Wohnen. Rund 30 Teilnehmende aus Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wohnungswirtschaft kamen zusammen, um über die aktuelle Praxis und Zukunft des Milieuschutzes in Berlin zu diskutieren.

Zentrale Erkenntnisse und Diskussionsergebnisse

Milieuschutz: wichtig, aber reformbedürftig
Einigkeit bestand darüber, dass der Milieuschutz weiterhin ein zentrales Instrument zur Sicherung bezahlbaren Wohnraums im Bestand ist. Er kann vor Luxusmodernisierungen, Wohnungszusammenlegungen und Umwandlungen in Eigentum schützen. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die derzeitige Anwendungspraxis Schwächen aufweist, insbesondere im Zusammenspiel mit der neuen Ausführungsvorschrift seit Dezember 2024.

Kritik an der Ausführungsvorschrift
Die neue landesweite Ausführungsvorschrift wurde als zu starr kritisiert. Sie lasse kaum Spielraum für Einzelfallentscheidungen und greife zu stark in gewachsene, bezirksspezifische Genehmigungspraxen ein. Der ursprüngliche Anspruch, das Beste aus den Bezirken zu bündeln, wurde nach Einschätzung vieler Teilnehmender verfehlt.

Energetische Sanierung und Klimaziele
Ein weiteres diskutiertes Thema war der Zielkonflikt zwischen Milieuschutz und Klimapolitik. Energetische Sanierungen im Bestand seien notwendig, um die Berliner Klimaziele 2045 zu erreichen. Es wurde der Wunsch geäußert, niedriginvestive Maßnahmen unbürokratischer zu ermöglichen und stärker politisch zu fördern.

Temporäre Nutzung und möbliertes Wohnen
Möblierte Kurzzeitvermietungen und Serviced Apartments wurden in mehreren Bezirken als wachsendes Problem identifiziert. Es bestehe dringender Handlungsbedarf, diese Formen der Nutzung rechtssicher zu regulieren und Zweckentfremdung vorzubeugen.

Verwaltung zwischen Anspruch und Realität
Die Diskussion zeigte, wie stark die Milieuschutz-Praxis von kleinteiligen Vorgaben geprägt ist. Dies bindet die eh schon knappen Ressourcen in der Verwaltung und erschwert pragmatische Lösungen. Es wurde ein einfacheres, klarer strukturiertes Verfahren gefordert, auch mit Blick auf den sich verschärfenden Personalmangel in den Bezirksverwaltungen.

Dialog und Kooperation stärken
Mehrfach wurde betont, wie wichtig der kontinuierliche Austausch zwischen Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft und Wohnungswirtschaft ist. Bestehende Gremien wie die AG Milieuschutz sollen gestärkt und durch kleinere, praxisnahe Formate ergänzt werden, die das Wissen aus der Umsetzung stärker einbeziehen.

Die Teilnehmenden des Runden Tisches forderten, soziale Erhaltungsziele, Klimaschutz und Wohnraumbedarf in eine praktikable Balance zu bringen. Dazu braucht es Vertrauen in die bezirkliche Expertise und eine Entideologisierung der Debatte. Die Stiftung Zukunft Berlin wird die Ergebnisse in weitere politische Prozesse einspeisen und lädt Interessierte herzlich ein, sich in die AG Wohnen einzubringen.