Haltung zeigen, Verantwortung übernehmen – Rückblick 2. Teil des Demokratietages

PAULA G.VIDAL
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Am 15. September 2025 fand im Amplifer des Technologie-Park Humboldthain der zweite Teil des Berliner Demokratietages statt – anlässlich des Internationalen Tags der Demokratie. Gemeinsam mit Expert:innen aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft, Wirtschaft und Arbeitnehmervertretungen wurde darüber diskutiert, wie demokratische Werte in Betrieben, Verwaltungen und Organisationen gelebt, gestärkt und in die tägliche Praxis übersetzt werden können. Die Veranstaltung bot Raum für Austausch, neue Impulse und konkrete Ansätze, um Demokratie auch im Arbeits- und Organisationsalltag sichtbar zu machen.

Nach den Begrüßungen durch Beate Stoffers (Geschäftsführerin, Stiftung Zukunft Berlin) und René Mühlroth (Vorstand, Technologie-Park Humboldthain e.V.) sowie einem Grußwort von Dennis Buchner (Vizepräsident des Berliner Abgeordnetenhauses) eröffnete Inga Gertmann (More in Common) den Abend mit einem Impulsvortrag zum Thema „Der Arbeitsplatz als gesellschaftlicher Begegnungsort“. Sie hob hervor, dass der Arbeitsplatz ein besonderer Ort der Begegnung sei, an dem Menschen mit unterschiedlichen Erfahrungen und Ansichten zusammenkommen. Damit biete er großes Potenzial, um über gesellschaftliche Fragen ins Gespräch zu kommen. Arbeitgeber stünden dadurch in der Verantwortung, an einem positiven Zukunftsbild mitzuwirken – gerade weil vielen Menschen die Entwicklung ihres Landes fortwährend wichtig sei.

Sie fasste 5 Ansatzpunkte zusammen, die für die Betrachtung des Arbeitsplatzes als Begegnungsort zentral sind:

  • Gesprächsfähigkeit
  • Begegnung
  • Zugehörigkeit
  • Würde
  • Zukunft
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Im Anschluss begann die Podiumsdiskussion „Haltung zeigen, Verantwortung übernehmen“. Unter der Moderation von Christophe Knoch (Vorstandsmitglied der Stiftung Zukunft Berlin) diskutierten Anne Jeglinski (Stv. Geschäftsführerin, Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin), Micha Klapp (Staatssekretärin für Arbeit und Gleichstellung, Senatsverwaltung für Arbeit, Soziales, Gleichstellung, Integration, Vielfalt und Antidiskriminierung), Dr. Johannes Kiess (Soziologe und Politikwissenschaftler, Universität Leipzig), Julia Binder (Leiterin Public Affairs, BVG), Marcia Behrens (Prokuristin FAPACK und Vorständin Netzwerk Großbeerenstraße e.V.) und Sasha König (Jugendvorstand ver.di Berlin-Brandenburg) darüber, wie demokratische Prinzipien in der Arbeitswelt praktisch umgesetzt werden können. Alle Teilnehmenden schilderten zunächst, wie in ihren Institutionen Mitbestimmung und Mitgestaltung bereits gelebt werden. Dabei griff die Diskussion vielfach den Impuls von Inga Gertmann auf: Räume der Begegnung seien knapp und müssten erweitert und gezielt gefördert werden, gerade am Arbeitsplatz.

PAULA G.VIDAL
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Julia Binder betonte, dass es wichtig sei, mit Menschen aus anderen „Blasen“ zu sprechen und andere Meinungen auszuhalten. Dafür sei der Arbeitsplatz ein guter Ort, an dem verschiedene Menschen zusammenkommen.

Marcia Behrens beschrieb den Zusammenhang zwischen Effektivität und demokratischer Mitbestimmung in ihrem Unternehmen und betonte, dass in ihrem Familienunternehmen Workshops zu Themen wie Diskriminierung angeboten werden, aber dass Mitbestimmung vor allem im täglichen Austausch mit den Mitarbeitenden stattfindet im Sinne der gemeinsamen Entscheidungsfindung.

Anne Jeglinski nannte als wichtiges demokratisches Element eine Fehlerkultur auf Augenhöhe, zudem stimmte sie Inga Gertmann zu – Räume und Zeit für Begegnungen seien entscheidend.

Micha Klapp betonte, dass die Umsetzung von Demokratie und Mitbestimmung Zeit erfordere. Konkret bedeutet Demokratie für Sie den Diskurs zu führen und das Erleben eigener Arbeitnehmerrechte. Auch auf Verwaltungsebene gebe es bereits verschiedene feste Formate, in denen die Belegschaft regelmäßig neue Ideen austauschen kann.

Eine Interessenvertretung wählen zu können und dadurch Selbstwirksamkeit zu erleben, betonte Sasha König – die Strukturen dafür müssen ausgebaut und genutzt werden. Arbeitnehmer*innen müsse gezeigt werden, dass Systeme wie Betriebsräte wirksam sein können.

Dr. Johannes Kiess bezog einen weiteren Aspekt mit in die Diskussion ein: Das Verhältnis von Vorgesetzten und Angestellten. Arbeitnehmer*innen müssten die Möglichkeit haben, Ansprüche an den Arbeitsplatz gegenüber Vorgesetzten zu formulieren, ohne Angst zu haben, ihren Arbeitsplatz zu verlieren.

PAULA G.VIDAL
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Aus wissenschaftlicher Sicht wurde betont, dass das Gefühl von Ohnmacht durch Erfahrungen von Selbstwirksamkeit überwunden werden könne – etwa durch eine starke Interessenvertretung am Arbeitsplatz. Besonders für junge Menschen sei es entscheidend, ihre Arbeitsbedingungen mitzugestalten und Mitbestimmungsrechte wahrzunehmen und auszubauen. Zum Abschluss fasste Beate Stoffers die wichtigsten Impulse des Abends zusammen und richtete den Blick nach vorn. Beim anschließenden Get-together bot sich Gelegenheit für Austausch und Vernetzung in offener Atmosphäre.

Der Aktionstag hat gezeigt: Demokratie endet nicht an der Bürotür – sie braucht Räume im Arbeitsleben ebenso wie im gesellschaftlichen Miteinander.

Bildrechte: © Paula G.Vidal / Stiftung Zukunft Berlin

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