Gekommen, um erst mal zu bleiben
13/12/2022 08:00Das Berlin-Forum, ein von der Stiftung Zukunft Berlin initiiertes regelmäßiges Diskussionsforum mit Vertreter:innen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, hat sich gestern mit der Frage beschäftigen, wie die rund 85.000 Kriegsgeflüchteten aus der Ukraine, die in diesem Jahr neu nach Berlin gekommen sind, die Stadt verändert haben, vor welchen Herausforderungen Berlin dadurch künftig steht und was für Handlungsbedarfe aus den bisherigen Erfahrungen für 2023 abgeleitet werden können.
Die Geflüchteten aus der Ukraine sind aus einer akuten Notsituation heraus gekommen. Sie werden jetzt aber für die nähere Zukunft keine andere Möglichkeit haben, als in Berlin zu bleiben. Deshalb darf inzwischen nicht mehr nur in vorübergehenden Notmaßnahmen gedacht werden.
„Berlin braucht angesichts weiterer sich abzeichnender Zuwanderung aus der Ukraine jetzt eine durchdachte Aufnahme- und Integrationsstrategie“, sagt Ulrike Kostka, Vorstandsvorsitzende des Caritasverband für das Erzbistum Berlin e.V..
„Die Menschen aus der Ukraine sind häufig gut qualifiziert und kulturell schnell integriert. Sie sind für Berlin eine kulturelle Bereicherung. Sie können auf dem Arbeitsmarkt in Branchen für Entlastung sorgen, wo auch Berlin Defizite hat“, sagt Markus Dröge, Vorstandsprecher der Stiftung Zukunft Berlin.
Das Berlin-Forum hat konkrete Punkte benannt, die dringend umgesetzt werden müssen:
- In Berlin müssen geflüchtete Ukrainer:innen derzeit zu sieben Ämtern gehen, die jeweils für unterschiedliche Belange zuständig sind und dort jeweils neu alle persönlichen Daten einbringen und nachweisen. Berlin muss deshalb dringend und zeitnah einen geschützten Datenraum einrichten, auf den alle zuständigen Ämter Zugriff haben. Dies ist als Pilotprojekt zu organisieren. Der zivilgesellschaftliche Verein DiBCoE e.V., der eng mit geflüchteten Ukrainer:innen zusammenarbeitet, ist bereit, hier mitzuwirken.
- Es muss dringend ein transparentes und effektives Verfahren für die Anerkennung von Berufsabschlüssen eingerichtet werden. Zurzeit geht viel Fachkompetenz verloren. Drängendstes Beispiel: Es gibt viele ukrainisch- bzw. russisch-sprechende geflüchtete Psycholog:innen, die die dringend notwendige Traumabehandlung für Geflüchtete anbieten könnten. Hier muss ein Schnellverfahren zur Anerkennung der Qualifikationen eingerichtet werden.
- Ukrainische Studierende und Wissenschaftler:innen brauchen mittelfristige Stipendien (3 – 5 Jahre), um ihre Qualifikationen in Berlin einbringen zu können und gleichzeitig befähigt zu werden, sich nach Rückkehr in die Ukraine dort – weiterqualifiziert – einzubringen. Durch solche Projekte kann ein zukunftsorientierter wissenschaftlicher Dialog zwischen Berlin und ukrainischen Universitäten jetzt schon initiiert werden.
- Eine Informations- und Austauschplattform für ukrainische Studierende und Wissenschaftler:innen ist notwendig und soll kurzfristig aufgebaut werden.
Ein ausführliches Ergebnispapier vom 16. Berlin-Forum finden Sie hier: 16. Berlin-Forum – Ergebnispapier